Samstag, Februar 23, 2008

Ein bedächtiger Mann, der den Rummel liebt



Thomas Roth ist mit "Falco - Verdammt, wir leben noch!" in aller Munde. Auch die weniger angenehmen Seiten dieses Ruhms steckt er locker weg.

Eigentlich müsste ihn der aberwitzige Werbewirbel um seinen neuen Film selbst am meisten verstören: Thomas Roth ist ein bedächtiger Mensch. Man könnte auch sagen stur. Oder noch besser: hartnäckig. Und daraus leitet sich die Tatsache ab, dass ihn der Rummel eben nicht stört. Denn ihm ist klar, dass über den Erfolg eines Filmes letztlich im Kino bzw. an der Kasse entschieden wird. Mögen Journalisten wie unsereiner schreiben, was sie wollen.
Locker. Und geschrieben wurde über "Falco - Verdammt, wir leben noch!" in den letzten Tagen mehr als genug. Dabei reichte die Skala von lobender Anerkennung bis zur schriftlichen Hinrichtung. Aber auch Letztere steckte der sensible Roth - zumindest äußerlich betrachtet - locker weg. Von seinem Vater, dem erfolgreichen Autor und früher oft wild umfehdeten Literaten, hat er viel gelernt. Zum Beispiel, dass es immer noch besser ist, im Kreuzfeuer zu leiden als unter allgemeiner Nichtbeachtung. Er sagt denn auch heute: "Mein Vater war immer für mich da, auch in künstlerischen Belangen konnte ich immer auf seinen Rat zählen."


Taufregister.Mittlerweile ist Thomas Roth selbst zweifacher Vater. Er und seine Frau Katrin freuten sich erst vor einem halben Jahr über den Nachzügler Federico, mit welchem Tochter Lola (8) endlich ein Brüderchen erwuchs. Cinephile ahnen natürlich, dass die Herren Fellini und Fassbinder ihre Spuren im Roth'schen Taufregister hinterlassen haben.

Im Grazer ORF-Studio hat alles begonnen. In Kärnten, am bzw. im Weißensee, drehte Thomas seine erste Dokumentation. Thema: Tauchen in österreichischen Seen. "Ich war aber nicht im Wasser", gesteht er lachend, "an dem Tag hatte es minus 20 Grad."

Am Beginn seiner Spielfilmkarriere gab es eine Zusammenarbeit mit seinem Vater: Er verfilmte dessen Roman "Der See" und machte aus einem eher hintersinnigen Krimi ein eher undurchsichtiges Mystery-Movie, dessen stilistische Verspieltheit die Fernseher stark forderte.

Übernommen. 2001 wurde der Zufall eines Unfalles für Roth zum Glücksfall: Top-Regisseur Harald Sicheritz ("Hinterholz 8") verunglückte während der Dreharbeiten zur zweiten Folge der Krimireihe "Trautmann" schwer. Roth übernahm, drehte weitere neun Folgen und machte Wolfgang Böck zum heimischen Star-Kieberer.

Seit Jahren wohnt er in Wien, mitten im Siebten, in einem gemütlichen Altbau. Derzeit treibt er sich aber auf der Berlinale herum. Schließlich wird die ganz große Karriereentscheidung fallen, wenn sein "Falco" in Deutschland in die Kinos kommt.

Zur Person
Thomas Roth, geboren 1965 in Graz als Sohn des bekannten Schriftstellers Matura am Akademischen Gymnasium, ein Jahr Sondierungsbesuche an der Universität Graz. Danach freier Mitarbeiter im ORF-Studio Steiermark. Seit 1994 freier Autor und Regisseur.
Filme: "Der See" (nach Gerhard Roth), "Trautmann", "Tatort" etc.

Geschrieben von Frido Hütter (Kleine Zeitung)

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