Samstag, März 15, 2008

Wäre Falco heute Diabetiker?



Gründe, warum diese These durchaus berechtigt ist Exklusiv: Wäre Falco heute Diabetiker?

Zehn Jahre nach Hans Hölzls Unfalltod kommt die Kultfigur Falco zu neuen Ehren: 50.000 Filmbesucher in zwei Wochen, zwei Nummern auf den ersten beiden Plätzen der Ö3-Charts, eine Konzert-DVD, die sich gut verkauft. Und last but not least ein Zusammenschnitt von Falco-Interviews mit Rudi Dolezal von DoRo, die via Österreich ihr Publikum finden. Die „prophetischen“ Worte im letzten Hit werden derzeit von allen Ecken bestätigt. Doch was wäre, wenn Falco nicht in den Pophimmel aufgestiegen wäre, wenn er tatsächlich lebte? Ich bin überzeugt, er wäre Diabetiker.


Ganz kurz die Vorgeschichte: in den 80er-Jahren war ich Redakteur bei KURIER und KRONENZEITUNG, schrieb für den WIENER und war mit meiner medialen Arbeit Geburtshelfer und Begleiter des so genannten Austropop. Als solcher lernte ich natürlich auch Hans Hölzel alias Falco kennen und schätzen. Sogar auf Reisen nach Amerika und Japan durfte ich als Berichterstatter dabei sein.


Als ich selbst 1995 an Diabetes Typ1 erkrankte, war ich Gesellschaftsreporter bei „täglich Alles“ und hatte in dieser Funktion auch noch Gelegenheit mit Hans zu sprechen. Dabei kam das Gespräch auch auf den bei mir gerade ausgebrochenen Diabetes und Hans erzählte mir das erste Mal, das auch seine Mutter Diabetes habe und seit Jahren Insulin spritzt.

Der Falke mit seinem unnachahmlichen Lächeln: “Bei mir haben S´ auch schon einmal erhöhte Zuckerwerte festgestellt, aber das lag wohl an einem längeren Abend mit meinem Freund Johnny Walker. Aber mir ist durchaus klar, dass ich wegen meiner Mutter ein erhöhtes Risiko habe, auch einmal zuckerkrank zu werden.“

Das bestätigt auch die Diabetologin Prof. Dr. Kinga Howorka vom AKH in Wien: „Wenn ein Elternteil Diabetes hat, ist die Chance um 50 Prozent höher, als bei einem Menschen, dessen Eltern nicht zuckerkrank waren. Wenn dazu noch ein entsprechender Lebensstil die Entwicklung von Diabetes begünstigt, kann man durchaus von einer signifikant erhöhten Wahrscheinlichkeit ausgehen.“

Wie auch im Film von Thomas Roth zu sehen ist, kämpfte der Falke auch im wirklichen Leben immer wieder gegen drohendes Übergewicht. Einerseits joggend mit Freund Billy Filanofsky, andererseits weiß ich auch definitiv, dass er eine Zeit lang aktiv bei den Weight Watchers eingeschrieben war.

Ich erinnere mich aber auch an seine Affinität zu Junkfood. Während der Japantournee durch mehrere Städte, ernährten sich viele Mitglieder des Tourtrosses durchaus vernünftig – in den damals gerade modern gewordenen Sushibars fand man viele Österreicher. Nicht so den Falken, der sich zumeist in seiner Hotelsuite mit ein bis zwei Pizzen einsperrte. Nur widerwillig ließ er sich von seinem Manager zu einem festlichen Essen mit seiner japanischen Plattenfirma überreden – es gab Kobe-Beef und andere Köstlichkeiten, aber Hans sehnte sich nach seiner Pizza. Er war halt – trotz internationaler Karriere – in manchen Belangen noch immer der „Bua von der der Milchfrau“.

Apropos Milchfrau. Die war Mama Maria Hölzel nach ihrer Scheidung in einem kleinen Geschäft in Wien Margareten gewesen. Nach dem Tod ihres Sohnes führte ich im Frühling 1999 ein Gespräch mit ihr. Der folgende Auszug aus einer Reportage erschien danach auf unseren Seiten:

Wir sitzen in der früheren Wohnung ihres Sohnes in der Wiener Schottenfeldgasse in der gemütlichen Wohnküche. Gut schaut sie aus, die Maria Hölzl, zu der jetzt, weil sie den einzigen Sohn verloren hat, alle Mama sagen. Sicher, die Wohnung hat sie ein wenig umbauen lassen, das teure Studio hat der Hans ja schon vor Jahresfrist demontiert, die Möbel sind jetzt auch aus ihrer früheren Wohnung. Nur an den Wänden, dort wo die Bilder mit der Prominenz hängen und die diversen Edelmetall-Scheiben hängen, ist der Falke nach wie vor omnipräsent.

„Wollt´s einen Kaffee und Kuchen?“, will sie zur Begrüßung wissen und bedient sich auch selbst. Maria Hölzel: „Ich hab Zucker und sollte öfter meinen Blutzucker messen und mich genauer an die Diät-Vorschriften halten. Aber ich pfeif´ drauf. Ich mess´ einmal pro Tag und ess´ halt ein Stückerl Kuchen weniger. Aber sonst...“

Die Folge ist bekannt: seit September 2000 ist die Frau nach einem Schlaganfall an den Rollstuhl gefesselt und wohnt in einem Seniorenheim in Wien-Oberlaa. Sprechen kann sie nicht mehr. An ihrer kompletten Genesung wird durchaus gezweifelt. Mama Hölzls Schicksal ist ganz typisch: vor 35 Jahren wurde erkannt, dass sie Diabetikerin ist. „Ich hatte 1973 einen Autounfall“, erzählte sie damals im Interview. „Die Unfallfolgen waren zwar nicht schwer, aber unmittelbar danach begann ich abzunehmen.“ Immer wieder hatte Mama Hoelzel Schwierigkeiten beim Autofahren. „Zuerst dachte ich, das Auto hätte einen Defekt, weil es immer nach links oder rechts zog.“ Eine Autoüberprüfung später war klar: der Defekt lag nicht am Fahrzeug, sondern steckte in ihrem Körper – mit einem Wert von 500 mg Blutzucker wurde Maria Hölzl in die Diabetiker-Gemeinde aufgenommen.

Falco, mit dem Schicksal der Mama konfrontiert, wusste um die Gefährdung und war vor allem auch eitel genug, um immer wieder primär den Kampf gegen das Übergewicht aufzunehmen. Eine drohende Erkrankung war ihm mehr als egal. „Ich will sowieso kein alternder Popstar werden“ hatte er mehrfach postuliert. „Da ist mir ein rasches Ende a la James Dean bei weitem lieber.“ Eine Prophezeiung, die vor zehn Jahren ihre tragische Erfüllung fand.

Von Peter P. Hopfinger

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