Dienstag, August 26, 2008

Hansi Lang: Zufrieden gegangen



Sonntag starb der Musiker an den Folgen eines Donnerstag erlittenen Schlaganfalls. Sein Freund Thomas Rabitsch erinnert sich



Thomas Rabitsch, der auch Falco produziert hat, war einer der besten Freunde von Hansi Lang. Er hatte 1982 das erste Lang-Album "Keine Angst" produziert, ebenso das Album "Welcome To The Slow Club", mit dem Lang 2004 sein Comeback feierte.

KURIER: Ihr Freund Hansi Lang ist Sonntag verstorben. Wie geht es Ihnen?
Thomas Rabitsch: Es ist furchtbar. Ich bin jetzt das zweite Mal nach Falco dazu verdammt, posthum ein Album zu veröffentlichen. Gott sei Dank aber nicht allein, sondern mit meinem Freund Wolfgang Schlögl. Das zweite "Slow Club"-Album ist gerade fertig geworden. Donnerstag ist Hansi um vier Uhr nachmittags zu mir ins Studio gekommen, und wir haben uns die fertige CD durchgehört. Das waren nur eigene Nummern, die wir in Sessions mit dem Wolfgang erarbeitet hatten. Es war so ein schöner Tag, der schönste, den ich je mit ihm im Studio hatte. Und dann ist er unter unseren Händen weggegangen.

Bei Ihnen im Studio?
Er hat sich sehr zufrieden aufs Studio-Bankerl gesetzt und mit geschlossenen Augen zugehört. Wir haben uns eine Ballade angehört, die so einen Abschiedstext hat – makaber, aber es ist so. Dann habe ich mich umgedreht und gefragt, was hören wir uns als nächstes an? Er hat mir den Titel gesagt, "Roller Coaster". Das kam schon sehr undeutlich, aber uns ist noch nichts aufgefallen. Hansi hat noch wie im Halbschlaf mitgesungen. Das war das Letzte, was ich von ihm gehört habe. Irgendwann hat Wolfgang gesagt: "Ich glaube, er ist eingeschlafen". Dann haben wir ihn angeschaut und gemerkt, dass was nicht stimmt, und die Rettung gerufen. Ich bin so froh, dass seine Musik das Letzte war, was er gehört hat, dass es so ein wunderschöner Tag war, und er mit sich so zufrieden war.

Welchen Stellenwert hatte Hansi Lang in der Szene?
Er gilt als prägend für die New-Wave-Szene. Das war aber insofern Zufall, als er aus der Soul- und Jazz-Rock-Ecke kam. Er hat nur damals sehr treffend die deutsche Welle betextet. Eigentlich war es in der New-Wave-Szene üblich, nur drei Akkorde zu können, er aber war ein profunder Musiker.

Was war sein wichtigster Charakterzug?
Er stand immer für ein intensives und ehrliches Bekenntnis zu sich selbst. Seine Kunst musste ohne faule Kompromisse sein, ohne Designerhemden und massenkompatible Strömungen. Und er konnte sich nicht selbst verkaufen. Der Falco konnte das, und Hansi hat das an ihm auch bewundert.

Sie haben immer wieder versucht, ihn aus dem Drogensumpf zu holen ...
Nicht nur ich, das haben sehr, sehr viele probiert. Aber helfen kann man sich da nur alleine. Ich habe Hansi deshalb sogar eine Zeit lang aus den Augen verloren, weil ich so an ihn geglaubt habe und damals das Gefühl hatte, dass er leichtfertig mit seinem Charisma umgeht und mit den Drogen mutwillig seine Karriere zerstört. Heute weiß ich, dass das seine Abhängigkeit war.

Was sind die schönsten Erinnerungen?
Dieser Donnerstag – Wahnsinn, das ist erst so kurz her. Er war so gut drauf. Andererseits weiß ich nicht, wie er die Tour zum neuen Album gepackt hätte. Er ist in den letzten zwei Jahren schon sehr gealtert. Er hat zu seiner Freundin gesagt: Ich glaube, ich habe nicht mehr viel Zeit. Irgendwie scheint er es gewusst zu haben.

Artikel vom 26.08.2008 09:49 Kurier Brigitte Schokart

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